Rafting Sambesi

Rodeo auf dem Sambesi River

Eine Rafting-Tour der ganz besonderen Art

Schon am Vortag sehe ich mir das Video der Tour an. Jeden Tag wird am Abend das aktuelle Video der Tagestour gezeigt. Ich bin sehr beeindruckt über das, was ich auf dem Video zu sehen bekomme. Das scheint keine gemütliche Donau Tour zu werden, sondern hier türmt sich der Sambesi zu richtig wildem Wasser auf. Einige Boote kentern in den Stromschnellen, andere werden immer wieder hineingezogen und die Mannschaft ist kräftig am rudern, um wieder herauszukommen. Der Sambesi gilt nicht umsonst als eines der schwierigsten Wildwassergebiete der Welt. Ich möchte unbedingt diese Tour mitmachen und schließlich werden jeden Tag unzählige Touristen durch die Stromschnellen, die hier mit Rapids bezeichnet werden, gebracht. Eine junge Frau sitzt mit dickem Verband auf der Nase im Videoraum. Sie hat sich das Nasenbein gebrochen als das Boot kenterte und ein Paddel auf ihre Nase schlug. An dieses Erlebnis wird sie wohl noch lange Zeit denken. Von solchen Kleinigkeiten will ich mich aber nicht um den Spaß bringen lassen. Es wird schon gut gehen. 
Am nächsten Morgen geht es früh morgens los. Wir sitzen zu sechst im Team mit unserem Bootführer Lazarus im Boot. Auf die Frage von Lazarus, ob wir paddeln oder uns lieber nur am Seil des Bootes festhalten wollen, entscheidet sich die Gruppe einheitlich fürs paddeln. Die Rapids 4 bis 19 warten auf uns, nur Rapid 9 müssen wir auslassen, da dieses Rapid bei Low Water zu gefährlich ist und von keiner Rafting Organisation in dieser Jahreszeit durchfahren wird.
Unser „Guide“ weist uns gleich zu Beginn darauf hin, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollen. „Haltet euch im Rapid am Seil fest solange es geht. Das Seil wird heute euer bester Freund sein. Fliegt ihr vom Boot raus und kommt nicht mehr heran, seid ihr so genannte - long distance swimmer -, dann versucht durch das Rapid zu kommen und eines der Kajaks wird euch wieder auffischen. Sonst werfe ich euch ein Seil zu, an dem ihr euch gut festhaltet und ins Boot ziehe ich euch wieder rein. Alles klar?“ - „Alles klar!“. Noch ein paar Trockenübungen im ruhigen Wasser und schon geht es los. Rapid Nr. 4 mit dem Namen „The morning glory“ wird unser „wake-up-rapid“ werden. Es hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad - der Sambesi heißt uns also willkommen.
Noch bevor es richtig losgeht, gibt mir Lazarus zu verstehen, dass ich im Boot ganz vorne sitzen soll. Dafür beordert er eine junge Frau nach hinten. Als ich ihren Platz einnehme, bemerke ich, dass an diesem Platz die Fußschlaufen ausgerissen sind. Das war wohl der Grund des Platzwechsels, denke ich mir. Naja, dann müssen eben die Schlaufen für die Hände ausreichen.
Wir kommen auf die erste Welle zu und schon fliege ich in hohem Bogen in den Fluss. In der ersten Einschätzung erkenne ich, dass ich sofort weit vom Boot weg bin. „Aha“ denke ich mir, „ich bin also der erste long distance swimmer“ und das, noch bevor die eigentliche Stromschnelle beginnt. Rapid 4 kenne ich nur unter Wasser. Ich schnappe panisch nach Luft, bekomme aber keine. Ich kämpfe einzig darum, nicht zu ertrinken und schlucke dabei unendlich viel Wasser. Kurzzeitig bin ich wieder an der Wasseroberfläche - ich versuche Luft zu holen, das ist das einzige was ich tun kann. Doch ich erkenne, wie nahe ich bereits an den Felsen bin und die Strömung treibt mich noch weiter darauf zu. Automatisch versuche ich mit meinen Füßen einen Aufprall abzufangen, komme zum Glück nicht mit dem Fels in Kontakt. Wie in einer Waschmaschine werde ich durchgewirbelt. Endlich kann ich, nach für mich endlos langer Zeit, wieder etwas erkennen. Unser Boot ist gekentert und alle anderen sind ebenfalls im Wasser. Der Sambesi hatte sich gehörig Respekt verschafft, bei mir und sicherlich auch bei allen anderen der Gruppe. Ich hatte jedenfalls zum ersten Mal das Gefühl, um mein Leben gekämpft zu haben. Der Rest ist schnell erzählt. Nur in Rapid 18 kentern wir nochmals. Dieses Rapid ist aber auch gefürchtet und kaum eines der Boote bleibt hier verschont. Für mich persönlich ist Rapid 18 aber kein Vergleich zu dem, was ich in Rapid 4 durchgemacht habe. 
Wieder habe ich auf meiner Reise sehr viel erlebt. Und auch dieses Mal bin ich froh, alle Abenteuer gesund überstanden zu haben.


Share by: