Wieder nach Afrika! Nach 1997, 1999 und 2003 bin ich zum vierten Mal im südlichen Afrika unterwegs. Aber schon 1997 bei meinem ersten Aufenthalt, war mein Traum einer Reise durch Namibia geboren. Lange Zeit dachte ich an eine Durchquerung auf dem Motorrad zusammen mit Peter, mit dem ich bereits mit dem Fahrrad durch Südafrika geradelt bin. Nachdem ich meine Motorschirmausbildung 2004 abgeschlossen hatte, dachte ich auch daran die Flugausrüstung mitzunehmen und das Land „im Fluge“ zu erkunden. Am Ende kam es dann doch ganz anders. Mit unserem allradgetriebenen Nissan Hardbody fuhr ich zusammen mit meinem Bruder Wolfgang über 9000 Kilometer in knapp 4 Wochen quer durch das Land. Vom Orange dem Grenzfluss zu Südafrika bis an die nördliche Grenze nach Angola zu den Epupa Fällen am Kunune Fluss. Von der Skelettküste an der Westküste, die wir überflogen haben, bis in den Caprivi Streifen an die Grenze Botswanas. Am Ende der Reise hatten wir soviel Sand im Gepäckraum des Fahrzeuges und waren so häufig in unwegsamsten Gelände unterwegs, dass ich letztlich froh war, das Fluggerät zu Hause gelassen zu haben. Es hätte die Reise mit großer Sicherheit nicht schadlos überstanden.
So stehen wir am 20. Oktober bei unserem Vermieter African Tracks, den wir über das Internet gebucht haben, und checken sämtliche Utensilien inklusive die Handhabung unseres Dachzeltes, welches für die nächsten Wochen unser Schlafplatz sein wird. Schon am ersten Tag fahren wir auf Asphaltstraßen im Linksverkehr 500 Kilometer Richtung Süden nach Keetmanshoop. Von den geteerten Straßen werden wir sehr bald ebenso Abschied nehmen müssen, wie vom einzigen deutschen Rundfunksender NBC, der uns noch am ersten Tag mit Nachrichten aus der Heimat und alten Schlagern versorgt, aber weiter südlich leider nicht mehr zu empfangen ist. Den Sonnenuntergang erleben wir inmitten einer Landschaft voller bizarren, Wasser speichernden Köcherbäumen, die diesen Landschaftsteil besonders prägen.
Noch bevor wir in unser Dachzelt kriechen, genießen wir den einzigartigen südlichen Sternenhimmel, der heute bei Neumond besonders eindrucksvoll auf uns wirkt. In der Nacht jedoch begleitet uns das lästige Geräusch fliegender, nach Blut lüsterner Moskitos. Es hört sich so an, als versuchen gleich mehrere dieser Blutsauger unsere Nachtruhe zu stören. Kaum verklingt das summende Geräusch gehen unsere Taschenlampen an und unsere Jagd beginnt. Nach jedem Jagderfolg fallen wir müde und erleichtert in den Schlaf zurück, bis Minuten später der Alptraum von neuem beginnt. In der Früh sind wir wie gerädert und betrachten die Spuren unserer nächtlichen Jagd auf der Innenseite der Zeltplane. Kein Wunder – bei so vielen Öffnungen, die wir nicht oder nur unfachmännisch verschlossen hatten, haben unsere nächtlichen Begleiter diese Einladung gerne angenommen. Wir werden von heute an akribisch darauf achten, dass sämtliche Öffnungen in der Nacht verschlossen sind. Doch zunächst fahren wir zu unserem Frühstück in die Stadt. Kaum ist die Parklücke gefunden, betteln drei Jungs darum unser Auto bewachen zu dürfen. Sollen sie doch, es kann ja nicht schaden. Als wir zurückkommen steht eine Horde Jugendlicher aufgerüstet mit alten Putzlappen um unser blitzblank geputztes Fahrzeug. Mit 15 orangen Kugelschreibern meines Brötchengebers der Handwerkskammer löse ich unsere Schuld ein und wir fahren weiter Richtung Fisch River Canyon. Am zweitgrößten Canyon der Welt treffen wir erstmals Phillip und Christina. Auch sie haben ihr Fahrzeug vom gleichen Autovermieter gebucht und so führt uns dieser Zufall zusammen. Ihre Reiseplanungen decken sich weitgehend mit unseren Zielen und so stimmen wir unsere Route und unser Nachtlager in den ersten Tagen miteinander ab. So auch in Ai Ais, unserem nächsten Campingplatz am Canyon. Ai Ais ist laut Reiseführer für seine heißen Quellen bekannt. Deshalb sollte uns das extrem heiße Wasser im Swimmingpool eigentlich nicht überraschen. Aber steht man an einem heißen Tag mit Temperaturen weit über 30° Celsius im Kessel des Canyons vor dem klaren wassergefüllten Pool, dann sind sämtliche menschliche Reize auf Erfrischung und Abkühlung ausgelegt. Doch schon beim ersten Fuß, den wir ins Wasser setzen, bricht unser Kartenhaus an Wunschvorstellungen in sich zusammen. Wir konzentrieren uns lieber darauf, unser Zelt moskitodicht zu bekommen. Auch in dieser Nacht finden wir nicht den richtigen Schlaf, was allerdings nicht an den Moskitos, als vielmehr an der nächtlichen Hitze liegt. Der nächste Tag bricht an und wir fahren erstmals zusammen mit Phillip und Christina durch tiefen Sand entlang eines ausgetrockneten Flussbettes in Richtung Orange River. Bei dieser Fahrt in herrlicher Landschaft, eingeschlossen von hohen Bergen testen wir zum ersten Mal unsere Fahrkünste und das Leistungsvermögen unseres Fahrzeuges beim Einsatz des Allradantriebes. Wir werden ihn noch häufiger einschalten müssen als wir zunächst dachten.
Als wir am Sonntagabend in Lüderitz unseren Zeltplatz direkt an der Felsküste besichtigen, warnt uns der Betreiber des Campingplatzes vor der hohen Kriminalität in der Stadt. „Bleibt am Abend lieber auf dem Zeltplatz“ ist sein Rat an uns gerichtet. Doch wir wollen die Stadt besichtigen und auch unser Magen verlangt etwas Handfestes. Hier in Lüderitz sind die Erinnerungen der Kolonialzeit noch Allgegenwärtig. Straßenschilder wie „Am Kirchplatz“ und Bezeichnungen wie Turnhalle, Kegelbahn oder Lesehalle sind überall zu finden. Nur allzu viele Menschen finden wir nicht. Die Stadt wirkt ausgestorben und leblos auf uns. Ob es wohl daran liegt, dass heute Sonntag ist? Von einer besonderen Gefahr, der wir als Tourist ausgesetzt sein sollen, merken wir jedoch nichts. Auch heute Nacht fallen wir nicht in den tiefen Schlaf, den wir uns vorgestellt haben. Ein Sturm tobt die Nacht hindurch, dass wir Angst haben unser Zelt wird mitgerissen. Das steht am nächsten Morgen noch, doch richtig ausgeschlafen fühlen wir uns bei unserer Abreise wieder nicht.
Wir fahren an Kollmanskuppe vorbei, einer Geisterstadt deren Mauern von der Wüste zurückerobert wurde. Die ersten deutschen Siedler fanden damals hier ihr Zuhause. Wolfgang hat alle Mühe auf der Fahrt in den frühen Morgenstunden den tausenden Vögeln auszuweichen, die kurz vor der Vorbeifahrt plötzlich in Scharen vom Straßenrand hoch schrecken. Immer wieder donnert ein Vogel an den Kühlergrill, die Frontscheibe oder den Dachträger. Einige von ihnen müssen wir anschließend mühselig vom Fahrzeug wieder entfernen. Unsere Fahrt geht durch herrliche Gebirgslandschaft der Tiras Berge nach Norden in Richtung Sossusvlei. In dieser Gegend haben sich viele Farmer angesiedelt. Man sollte schon die Einsamkeit lieben um hier sesshaft zu werden. Wir treffen auf deutsche Farmer, die hier bereits seit über 25 Jahre leben.
Erst am späten Abend sind wir am Campingplatz vor der Einfahrt in eines der schönsten und bekanntesten Dünenlandschaften der Welt, in Sossusvlei. Der einzige vorhandene Zeltplatz ist ausgebucht. Wir bekommen weit abgelegen einen Notplatz zugewiesen, der sich allerdings erst in der Nacht als absoluter Fehlgriff erweisen sollten. Unaufhörlich dröhnen nebenan die Generatoren, so dass hier an Schlaf nicht zu denken ist. Nach den Moskitos, der Hitze, dem Sturm scheint sich nun auch in der vierten Nacht alles gegen uns verschworen zu haben. Wir fahren auf eigenen Entschluss in die Campinganlage hinein und suchen in stockfinsterer Nacht mit unseren Taschenlampen ein freies Plätzchen. Nach einer sehr ruhigen aber kurzen Nacht erweist sich der Platz als ideal, so dass wir auch eine zweite Nacht hier verbringen. Um 4:30 Uhr stehen wir am Gate zur Einfahrt in die Wüste. Die Strecke führt uns auf Asphalt über 60 km tief in die Dünenlandschaft hinein. Mit uns haben unzählige Touristen auf eigene Faust oder in organisierten Bussen dasselbe Ziel – eine rasante Wettfahrt beginnt. Allein der Grund des frühen Starts und der anschließenden Raserei will uns noch nicht so recht einleuchten. 5 Kilometer vor dem Ziel endet die Teerstrecke abrupt, denn ab hier gilt es tiefe Sandpisten zu durchqueren. Wir schalten zur Sicherheit auf Allrad und hoffen ohne Probleme die Strecke meistern zu können. Die hätten wir wohl auch vermieden, würde nicht plötzlich das Fahrzeug vor uns im tiefen Sand stecken bleiben und uns ebenfalls zum abrupten Halt veranlassen. Nur durch mehrmaliges Schwungholen kommen wir aus dieser misslichen Lage heraus. Die Kupplung unseres Nissans qualmt; um uns herum ist ein fürchterlicher Gestank. Trotzdem sind wir heilfroh wieder in Bewegung zu sein. Wären wir hier stecken geblieben, hätte uns das einige Namibische Dollars an Abschleppkosten gekostet – abgesehen vom Stress und Ärger an diesem Tag. Wir hatten einfach Glück; no risk no fun. Wir stehen am Ende der Stichstraße und beschließen eines der vielen Dünen hoch zu steigen, um von dort den traumhaften Sonnenaufgang in der Wüste Namib zu erleben. Der Überblick auf der gerade erklommenen Düne gibt uns endlich die Antwort auf die Frage nach der morgendlichen Hetze. Alle wollen die erste Spur auf die höchste Düne ziehen um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Jetzt endlich wissen wir den Grund und stellen fest, dass wir auf der „Falschen“ stehen. Doch die Sonne, die wir genießen ist dieselbe und als wir später auf dem Gipfel der „richtigen“ Düne stehen, haben wir die Exklusivität als einzige dort zu sein. Aber nur kurz währt die Freude. Kurze Zeit später strömen meist japanische Touristen aus den umliegenden Hotelanlagen aufgereiht wie an der Perlenkette den Dünenkamm empor. Ja, jetzt sind wir uns sicher, das frühe aufstehen hat sich wirklich gelohnt.
Bevor wir Sossusvlei verlassen, probieren wir noch sämtliche kulinarischen Angebote des Landes. Auf dem Speiseplan des täglich angebotenen Buffets der Sossusvlei Lodge gegenüber dem Campinglatz stehen viele der hier vorkommenden Wildarten. Ob Zebra, Wildschwein, Strauß, Kudu oder Oryx Antilopenfleisch – hier kann der Gast nach Herzenslust wählen und die Geschmacksrichtungen vergleichen. Wir machen reichlich Gebrauch davon.
Am nächsten Tag geht es über vier Pässe mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Nach dem Remshoogte Pass, dem Gamsberg Pass und dem Gaub Pass geht es über den Pass der Pässe, dem Spreetshoogte Pass mit einer maximalen Steigung von bis zu 22%. Selbst Vollgas im niedrigsten Gang hilft nichts mehr, als mein Bruder mich auffordert das Gas durchzudrücken, damit wir nicht stehen bleiben. Wir müssen notgedrungen auf Allrad umschalten. Der Kuiseb Canyon, den wir anschließend durchqueren im Naukluft Gebirge gehört zu den schönsten Landschaften in Namibia. Hohe Berge und wilde Schluchten aus Schiefer und Kalkstein kennzeichnen dieses Gebiet.
Bei Walvis Bay erreichen wir erstmals den Atlantik und sind fasziniert von der Koexistenz der Wüste mit dem direkt angrenzenden Meer. Wir beschließen unser Nachquartier ca. 10 km außerhalb Swakopsmund im Sophia Dale Restcamp zu wählen. Hier sind wir vom Morgennebel der Stadt sicher und wir können ein wenig über unsere Heimat plaudern. Unsere Gastgeber sind vor einigen Jahren aus Thüringen ausgewandert und haben sich hier bei Swakopmund eine neue Existenz mit dem Restcamp aufgebaut. Ich wurde auf dieses Camp bereits in einem Zeitungsartikel des Münchner Merkurs im März 2005 aufmerksam. „Wedeln in der Wüste“ stand in großen Lettern über dem Artikel und beschrieb die Leichtigkeit und Einzigartigkeit des Skifahrens in der Wüste. Henrik der Sohn der Familie bietet genau dieses Vergnügen den Touristen an. Ein Grund mehr hier zu übernachten und gleich alles für den Skiausflug am nächsten Tag klarzumachen. Am Abend vorher sitzen wir am Lagerfeuer in einer geselligen Runde Deutschaussiedler. So z.B. ein gelernter Bäcker, dem der Job in Deutschland zu stressig geworden ist und nun hier in Namibia als Straußenzüchter sein Glück versucht. Wir treffen auch Sandra, die über eine Internetfreundschaft mit unserer Gastgeberfamilie den Weg hierher gefunden hat. Zufällig erfahren wir, dass sie mit demselben Flieger wie wir gekommen ist. Hier im südlichen Afrika, oder gar in Namibia war sie noch nie. Sie begleitet uns auch am nächsten Tag zu den über 100 m hohen Dünen des „Skigebietes“ bei Walvis Bay. Die komplette Skiausrüstung bekomme ich von Henrik ausgeliehen, den Weg nach oben auf den Dünenkamm muss ich jedoch selbst bestreiten. Einen Skilift gibt es hier nicht. Als wir oben stehen erklärt mir Henrik wie man im Sand fährt. „Bleib in der Falllinie und in leichter Rücklage, sonst bist du zu langsam unterwegs“. Natürlich fahre ich nicht gleich meine allererste Sandabfahrt in der Falllinie, ich habe ja auch noch keinerlei Erfahrung im Sand gesammelt. Aber schon beim zweiten Versuch beherzige ich seinen Ratschlag zumal uns ein extremer Gegenwind die Fahrt auch noch zusätzlich verlangsamt. „Gestern hatte ich einen Gast, der nur zweimal bei dieser Hitze hoch gelaufen ist“ bekomme ich von Henrik Respekt gezollt, als wir im Gänsemarsch bereits das siebente oder achte Mal nach oben laufen. Nach unserer letzten Abfahrt gönnen wir uns zum Apre Ski noch ein Glas Amarula und es geht zurück ins Camp.
In Swakopmund treffen wir beim Abendessen wieder zufällig auf Phillip und Christina. Sie sind gerade angekommen und bleiben noch zwei Tage hier. Uns ist die Stadt in sehr guter Erinnerung geblieben. Das liegt sicherlich nicht nur an den netten Gesprächen am Lagerfeuer, sondern auch an der schönen fast deutschsprachigen Stadt und der freundlichen Atmosphäre in der wir uns sehr wohl fühlten. Unter anderem erinnern wir uns sehr gerne an unsere Besichtigung des Swakopmund Hotels. Als wir das Vorzeigehotel der Stadt betreten, spreche ich einen dunkelhäutigen Mitarbeiter des Hauses an. „Erwin“ steht auf seinem Namensschild. Erwin nimmt sich uns sofort an und beantwortet geduldig alle unsere Fragen zum Hotel und zeigt uns die hoteleigenen Einrichtungen.
Wir verabschieden uns am nächsten Morgen von Phillip und Christina und fahren Richtung Erongo Gebirge bis zur 1728 m hohen Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias, wie der Berg wegen seiner dem Matterhorn ähnlichen Form auch genannt wird. Bei dem Gebirge handelt es sich um einen landschaftlichen Höhepunkt und so genießen wir beide die Fahrt in dieser großartigen Landschaft. Seit zwei Tagen empfangen wir auch wieder die Deutsche Welle Namibias. Der Sender mit Songs zwischen alten deutschen Schlagern, Hardrock Musik und religiösen Kirchenliedern bringt uns durch seine Semiprofessionalität immer wieder zum Schmunzeln. Mal ist der Techniker im Studio früh morgens nicht aufgetaucht, mal ist kein Internetzugang für aktuelle Nachrichten zugänglich, oder es wird über das Essen irgendwelcher Straßenfeste berichtet. „Gestern hatte ich noch gesagt es gibt Sauerkraut dazu, heute muss ich das korrigieren; es gibt kein Sauerkraut“. Für uns ist er nach wenigen Tagen schon zum Kultsender geworden.
Wir fahren zur Ameib Ranch, um dort unser Nachtquartier aufzuschlagen. Von einem schwarzen Einheimischen werden wir in akzentfreiem Deutsch begrüßt: „Hallo, ich bin Bernhard“. Hier auf dem Gebiet der Ranch gibt es hunderte runde Riesensteine, die wie mit Geisterhand entstanden sind und an den schrägen Felsklippen trotz nur kleiner Auflageflächen scheinen sie fest am Boden fixiert sein. Unter jedem dieser Giganten fragen wir uns wie lange er wohl noch an seinem Platz bleibt und im Gedanken stellen wir uns vor, wie er unaufhaltsam zu Tal donnert. In der Nacht schlagen wir unser Quartier auf – mittlerweile kennen wir beim Aufbau des Zeltes jeden einzelnen Handgriff und jede noch so kleine Öffnung wird mit Klebeband abgedichtet. Riesige Käfer schwirren um die Lampen der Sanitäranlagen und bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass es Maikäfer sind, die hier im Oktober zu tausenden um das Licht kreisen. Schon lange habe ich keine Maikäfer in Deutschland mehr gesehen – hier sehe ich mehr davon als jemals zuvor.
Wir fahren weiter nach Norden zum Brandberg, er ist mit 2573 m die höchste Erhebung des Landes, nach Twyfelfontein, dem verbrannten Berg und dem versteinerten Wald bevor wir im Xaragu Camp wieder unser Zelt aufschlagen. Von diesen Zwischenstopps sind wir etwas enttäuscht, nicht so vom Camp. Hier werden kranke, verwaiste Tiere aufgezogen, die wohl sonst keine Überlebenschance hätten. Darum sind hier die Tiere auch besonders zutraulich zu den Gästen. Wir sitzen am Abend in geselliger Runde und tauschen Reisepläne aus. Leider können wir niemanden davon überzeugen mit uns durch das Kaokoveld im Norden des Landes zu fahren. Ohne GPS glauben die meisten sei es zu gefährlich. Aber wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht abhalten, zumal die Einheimischen sich wesentlich optimistischer davon zeigen. Anne und Rick, die aus Dortmund hierher ausgewandert sind und bei denen wir am nächsten Tag übernachten, sprechen von problemlosen Straßen. Ronny der Tankwart in Twyfelfontein sprach gar von „phantastic roads“ im Kaokoveld. Wir werden uns selbst davon überzeugen. Doch vorher fliegen wir mit Wolfgang unserem Piloten ab Twyfelfontein 90 Minuten über großartige Landschaften bis zur Skelettküste und über die Wüstenfelder der Namib wieder zurück. Wolfgang besitzt 2 Flugzeuge, ein Ultralight und einen Ballon. Sein Geschäft läuft hervorragend, nächstes Jahr will er deshalb einen weiteren Piloten anstellen. Für uns geht es über Khorixas weiter nach Norden. Kaum haben wir Twyfelfontein hinter uns gelassen, zwingt uns der erste Reifenschaden das linke Hinterrad zu wechseln. Wir stehen noch etwas missmutig vor unserem Fahrzeug, als plötzlich ein Kleintransporter mit 5 jungen Männern an uns vorbeifährt, abrupt abbremst und vor uns für kurze Zeit stehen bleibt. Jetzt geht alles ganz schnell, Sekunden später stehen die Männer neben uns am Fahrzeug und ohne mit uns zu sprechen, liegt einer bereits unter dem Fahrzeug, setzt den Wagenheber an, während die anderen ihm dabei assistieren. Innerhalb weniger Minuten ist unser Problem behoben. Sicher wären wir auch selbst in der Lage gewesen, diese Arbeit zu verrichten, doch hat uns die Selbstverständlichkeit und Entschlossenheit ihrer Hilfe schon beeindruckt. Als Dank nehmen wir einen unserer Helfer mit nach Khorixas und lassen uns dort das Loch im Reifen wieder flicken und einen Schlauch einziehen. Ursprünglich wollten wir eigentlich einen neuen Reifen, der ist allerdings nicht vorrätig und so ist die notdürftige Reparatur die einzige Möglichkeit weiterhin zwei Ersatzreifen bei uns zu haben. In Khorixas füllen wir auch wieder unsere beiden Tanks mit 140 Liter Benzin bis zum Rand auf. Auch wenn es Tanksellen in Namibia flächendeckend gibt, müssen wir gerade im Kaokoveld unseren Spritvorrat richtig einschätzen. Dort sind Tankstellen nur auf der Hauptverbindungsstraße und nur bis Opuwo vorhanden. Ohne Benzin hätten wir dort ein echtes Problem.
Es fängt an zu regnen. Es sind nur wenige Regenwolken, die für das Nass von oben sorgen, sie verwandeln jedoch die vielen Senken auf Namibias Straßen in kürzester Zeit zu Seenlandschaften. Völlig überrascht von der bereits entstandenen Wassertiefe durchfahren wir die erste Senke und bleiben plötzlich und unerwartet Stecken. Nur die Vorderräder unsers Nissans ragen noch heraus. So bleibt uns keine andere Wahl. Auch wenn das Wasser bereits bis zum Einstiegsblech reicht, müssen wir aussteigen und den Allradantrieb in Gang setzen. Gerade noch mal Glück gehabt. Hier hatten wir durch unsere Unvorsichtigkeit beinahe fremde Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Wir ziehen unsere Lehren daraus und durchwaten jede weitere Senke um die flachste Stelle zu ergründen. Mit dieser zeitraubenden Methode fahren wir die letzten 100 km bis nach Opuwo, das Zentrum der Himbas. Aber wir sind gewarnt wie schnell durch äußere Einflüsse die Straßen in Namibia unpassierbar werden.
Wir kommen am späten Nachmittag in Opuwo an. Unser erster Eindruck der Stadt ist überwältigend. Hunderte Himbafrauen und Männer sind auf der Straße unterwegs, dazwischen Herero-Frauen in traditioneller opulenter Tracht mit weit ausladenden Kopfbedeckungen. Die Himbafrauen tragen lediglich ihre Lederschürze, ihre Haut ist durch die rote mit Butterfett erzeugte Erdpaste, mit der sie sich mehrmals täglich eincremen, ockerfarben und ihre Kleinkinder auf dem Rücken wirken auf uns wie mit der Mutter zu einer Einheit verschmolzen. Der Eindruck den die Menschen der Stadt auf uns machen ist außergewöhnlich. So streifen wir noch am selben Tag durch die Himbasiedlung und lassen diese besonderen Eindrücke auf uns wirken. Doch der Tag mit seinen vielen Erlebnissen ist noch nicht zu Ende. Wir besuchen auf anraten unseres Campingbetreibers auch noch am späten Abend die einzige örtliche Disco. Für viele einheimische Jugendliche sind wir dort sehr schnell interessanter Mittelpunkt und so sind während unserer Anwesenheit viele Augen auf uns gerichtet. Dazu werden wir noch permanent Angesprochen, jeder hat Fragen an uns oder will auch nur ein Bier von uns spendiert bekommen. Als wir uns nach einiger Zeit immer stärker bedrängt fühlen, entschließen wir uns deshalb das Lokal zu verlassen. Ein ereignisreicher Tag geht für uns zu Ende. Wir fahren weiter Richtung angolanische Grenze zu den Epupa Fällen. Als wir nach stundenlanger Fahrt in trockener Landschaft hinter der letzten Straßenbiegung auf die Wasserfälle blicken, wirken sie auf uns wie eine Oase inmitten der Wüste. Wir wissen sofort, dass wir hier unser Nachtlager aufschlagen werden, befindet sich doch der Campingplatz idyllisch gelegen direkt an den Wasserfällen. Wir haben die ganze Nacht das Rauschen der Fälle im Ohr, denn der Kunune Fluss stürzt an dieser Stelle spektakulär über 40 m in die Tiefe.
Schon den ganzen Tag über bestaunen wir aus unserem Fahrzeug die Siedlungen der Himbas und überlegen uns wie wir es anstellen können, ihnen einen Besuch abzustatten. Als wir bei einem kurzen Ausflug von den Epupa Fällen eine der vielen Himbafrauen am Straßenrand treffen, die eine Mitfahrgelegenheit sucht, kommen wir auf die Idee dadurch vielleicht den ersten Kontakt zu den Menschen im Dorf herzustellen. Erst als wir nachfragen wohin wir sie mitnehmen können, erkennen wir, dass sie auch noch in anderen Umständen ist. Ohne unsere Sitze mit ihrer ockerfarbenen Haut zu ruinieren, können wir sie im Fahrzeuginnenraum unmöglich transportieren. Als einzige Möglichkeit bleibt die Ladeklappe zu öffnen und diese als Sitzfläche zu nutzen. So setzen wir unsere schwangere Himba auf die Ladefläche und fahren sie vorsichtig und langsam und unter der großen Freude der Menschen denen wir auf dem Weg begegnen in ihr Dorf. Das Himbadorf können wir trotz unseres Freundschaftsdienstes nicht besichtigen, das schaffen wir jedoch als wir in einem Dorf am nächsten Tag einen Sack Hirse als Geschenk mitbringen. Die Zahl der Ziegen eines Himbamannes bestimmt die Zahl seiner Frauen und damit die Größe seiner Familie. Jede seiner Frauen lebt in einer ca. 6-8 m² großen Rundhütte. Darin verbringen sie einen großen Teil des Tages, sie schlafen auf einer Tierhaut und nutzen eine kleine Feuerstelle am Eingang der Hütte als Wärmequelle für kalte Nächte. Dreimal am Tag tragen sie ihre ockerfarbene Erdpaste auf jede ihrer Körperstellen auf. Wir sind fasziniert vom Leben dieser Menschen.
Als wir die Epupa Fälle verlassen können wir nur erahnen was uns erwartet. Wir wollen die D7303 über Etengu, Okauwe und Etanga zurück nach Opuwo, also 200 km mitten durch das schwer zugängliche Kaokoveld. Den Van Zyl´s Pass wollen wir nicht befahren, zu viele warnende Stimmen haben wir gehört. Wären wir mit 2 Fahrzeugen unterwegs gewesen, hätten wir sicher auch dieses Abenteuer gewagt. Aber bleiben wir hier in dieser Gegend stecken, dann… ja „dann könnt ihr euer Fahrzeug anzünden, da holt euch keiner mehr raus“. So drastisch wie ein selbsternannter Afrikaexperte es uns gegenüber formulierte, wäre die Konsequenz wohl nicht, aber wir hätten sicher dadurch unsere komplette Reiseplanung über den Haufen werfen müssen. Wir beschließen einfach umzudrehen, falls wir das Gefühl haben, wir gehen mit der Weiterfahrt ein zu hohes Risiko ein. Von Otjijanjasemo über Etengu nach Okauwe kommen wir gut voran und sind wegen der vorhandenen Straßen sehr optimistisch die Strecke völlig problemlos befahren zu können. Ab Okauwe jedoch erhöht sich der Schwierigkeitsgrad schlagartig. Schon bald hat sich unsere Idee im Zweifelsfall umzudrehen erübrigt, zum einen ist kein Wendplatz vorhanden, zum anderen haben wir schon nach der ersten erfolgreichen bergab Passage erkannt, dass wir diesen Streckenabschnitt niemals in umgekehrter Richtung schaffen würden. Wir müssen jetzt also durch, wir stehen an einem „point of no return“. Von Straßen kann schon lange keine Rede mehr sein bei 30 bis 40 cm hohen Steinstufen, die wir überwinden müssen. Nur durch vorsichtiges Rangieren und der Wegweisung von außen schaffen wir es mit ca. 5 km in der Stunde nach Otjitanda. Schon längst dachten wir, dass wir vom rechten Wege abgekommen sind und uns mitten im Van Zyl´s Pass befinden. So sind wir heilfroh als wir Otjitanda ereichen und damit sichergestellt ist, dass wir uns noch auf der richtigen Route befinden. Aber wie hätte es wohl am Van Zyl´s Pass ausgesehen, wir möchten es uns erst gar nicht ausmalen. Ab Otjitanda sind die Straßen wieder völlig problemlos passierbar. Am Abend kommen wir nach über 10 Stunden Fahrt erschöpft zurück nach Opuwo. Über Sesfontein fahren wir am nächsten Tag auf der D3707 nach Purros, um von hier eine neue abenteuerliche Fahrt zu beginnen. Auf dem Campingplatz erfahren wir, dass sich in den ausgetrockneten Flussbetten auch Wüstenelefanten aufhalten. So fahren wir in den Flusstälern des Tsuxub und des Hoanib Rivers zurück nach Sesfontein und kommen immer wieder in tiefe Sandspuren, die uns fahrerisch äußerste Konzentration abverlangen. Wüstenelefanten bekommen wir nicht zu Gesicht, dafür Siedlungen in gottverlassenen und trostlosen Gegenden die uns nachdenklich machen wie Menschen unter diesen Bedingungen überhaupt überleben können.
Wir verlassen eine interessante und beeindruckende Gegend Namibias und wollen über das Südgate in den berühmten Etosha Nationalpark einfahren. „Spätestes dort werden wir Elefanten im Überfluss antreffen“ verspreche ich Wolfgang. Seit Beginn unserer Reise versuchen wir immer wieder diese Tiere zu Gesicht zu bekommen und hatten nie das erforderliche Glück dazu. In diesem Nationalpark wollen wir das Glück dazu erzwingen. Aber vorher geht es entlang der Ugap Terrassen mit der aus der Landschaft „herausragenden“ Fingerklippe nach Outjo, einer weiteren Stadt in der die deutschen Wurzeln allgegenwärtig zu erkennen sind. Hier haben wir ein weiteres einprägsames Erlebnis. Ausgangspunkt ist die laute Musik, die wir vom Campingplatz am Abend hören können. Wir denken an ein Fest oder ein Freiluftkonzert oder etwas in dieser Art. Da unser Zeltplatz einige Kilometer außerhalb Outjo´s liegt, laufen wir los, um zu erkunden woher die Musik kommt. Ausgerüstet mit unseren Taschenlampen geht es durch kleine Wälder und Dickicht bis wir vor einer Musikbar stehen, die für die nächtliche Beschallung verantwortlich ist. Also kein großes Musikevent wie wir erhofft haben, aber wir nutzen die Gelegenheit für einen weiteren Besuch der Bar des regelmäßigen Treffpunktes für Jugendliche dieser Gegend. Eine Musikbox, ein paar Requisiten und eine vergitterter Tresen. So wie hier sehen die meisten Judendtreffs in Afrika aus. Als wir das Lokal nach einiger Zeit verlassen hören wir, dass zwei junge Afrikaner und ein junges Mädchen uns folgen. Als sie uns bitten stehen zu bleiben, drehen wir uns um und sehen sie auf uns zukommen. Jede Bewegung an ihnen und erst recht ihre Art zu sprechen kennzeichnet sie als homosexuell. Im Gegensatz zu ihnen haben wir sie in der Bar überhaupt nicht gesehen, doch versprechen sie sich wohl noch einen netten Abend mit uns und fragen, ob wir mit ihnen auf ein Bier kommen. Amüsiert und perplex wiegeln wir ab und gehen weiter Richtung Zeltplatz. Wieder folgen sie uns und stellen uns einer erneuten Diskussion. „And who is that – does he belongs to you?“ fragt uns plötzlich die junge Frau. Überrascht drehen wir uns in der Dunkelheit um und erkennen einen jungen, etwas verstört wirkenden Afrikaner, der gerade „sein Geschäft“ am Wegesrand erledigt. Nein der gehört nicht zu uns – ausgerechnet hier, nur wenige Meter vor ihm, hatten wir in der Dunkelheit unsere kleine Diskussion mit den schwulen Jungs. Wir nutzen die allgemeine Verwirrung und entkommen unsern jugendlichen Verehrern, ohne weiter belästigt zu werden. Wir können uns das Lachen nicht verkneifen, als wir an diesem Abend im Zelt die Situation nochmals Revue passieren lassen. Ein amüsanter Abend geht für uns zu Ende.
Der Etosha Nationalpark ist für die Tierbeobachtung der einheimischen Tierarten sehr interessant. Zebras, Kudus, Giraffen, Wildschweine und tausende Vögel tummeln sich an den Wasserlöchern, nur Elefanten können wir auch in diesem Nationalpark nicht finden. Der Winter war zu nass und so gibt es genügend Wasserstellen im Busch ist die Erklärung der Parkranger. Aber auch die Beobachtungen der Verhaltensweise der Tiere im Park machen den Besuch unvergesslich, auch wenn wir die berühmten „big 5“, also Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard und Büffel nicht zu Gesicht bekommen.
Wir wollen zu den Buschmännern Namibias den Sans. Den Menschen, die zu den ältesten Völkern der Welt gezählt werden. Den Menschen, die durch Filme wie „Die Götter müssen verrückt sein“ und durch ihre Klicklaute beim Sprechen in ganz Deutschland bekannt geworden sind. Dafür müssen wir weit nach Osten, bis an die Grenze Botswanas nach Tsumkwe. Hier ist das Zentrum der Buschmänner Namibias und wir haben schöne Erlebnisse beim Besuch der Dörfer. Die Freude einer San über mein Schwarzbräu T-Shirt, welches ich ihr als Geschenk überlasse oder eine alte Frau, die sich über unsere 10 Namibia Dollars, was umgerechnet etwa ein Euro entspricht, königlich freut und stolz ist, dass ich sie als Fotomodell auserkoren habe, diese Eindrücke stehen dem zunehmenden Kommerz dieser Menschen gegenüber. Jeder und jede sucht den schnellen Profit wenn Touristen ihre Kameras zücken und in ihr Leben eindringen. Natürlich ist es nur legitim sie am Geschäft des Tourismus teilhaben zu lassen. Sind diese Menschen doch auch der Grund dafür, dass sich unsere Welt für diesen Teil des Landes interessiert. Doch ihre Ursprünglichkeit und ihre Besonderheit werden diesem Treiben immer mehr zum Opfer fallen. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem Touristen mit überhöhten Preisen fragwürdige Touristendarbietungen erkaufen, ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Doch dieser Prozess findet in allen Teilen der Welt statt und ist sicher nicht mehr aufzuhalten.
Bis zum Rückflug bleiben uns noch 4 Tage Zeit. Wir beschließen deshalb in den Caprivi Steifen im Nordosten des Landes einzureisen. Dort fahren wir zu den Popa Fällen und dem Mahango Game Park durch den der bekannte Okavango Fluss verläuft, bevor dieser in Botswana ein 15.000 Quadratkilometer großes Binnendelta bildet. Das offene Meer erreicht der drittgrößte Fluss im südlichen Afrika nie. Sobald wir nördlich von Gootfrontein in Okavango Region einfahren, ändert sich das Land schlagartig. Statt weite offene Steppen, treffen wir auf ein von der schwarzen Bevölkerung dicht besiedeltes Gebiet mit typischen afrikanischen Lehmhütten. Hier erfährt der Besucher das typisch afrikanische Leben. Mit Werner unserem Bootsmann machen wir eine „Sundowner“-Fahrt auf dem Okavango. Immer näher fährt er mit seinem kleinen wendigen Boot an die Flusspferde heran, bis er plötzlich das Gas bis zum Anschlag aufdreht. Verwundert schauen wir nach hinten und sehen, dass plötzlich ein Flusspferd wutentbrannt nur wenige Meter hinter uns auftaucht. Wir sind ihm wohl zu nahe gekommen und haben es plötzlich aus seiner scheinbaren Lethargie erwacht. Nicht nur uns, auch Werner ist die Erleichterung anzumerken, als das Tier es bei der ersten Drohung belässt. Nicht auszudenken, wenn wir hier gekentert und in den mit Krokodilen und Flusspferden übersäten Fluss gefallen wären.
Wir nehmen so langsam Abschied von einem Land, von dem wir viele schöne Erlebnisse und Eindrücke mitnehmen und in dem wir uns jeden Tag wohl gefühlt haben. Selbst die letzten beiden Tage bleiben uns sicher noch in Erinnerung. Unser letztes Camp ist im Daan-Viljoen-Wildpark vor den Toren Windhoeks. Dort sind wir Zuschauer eines Fußballspiels mit interessanter Entwicklung. Ihre Außenlinie haben die Spieler mit kleinen Steinen abgesteckt, neben dem Schiedsrichter gibt es auch einen Linienrichter, der bei Abseits und Aus mit seinem roten Pullover in der Luft wedelt. Als der Ball ins Toraus rollt, erkennt der Linienrichter auf Eckball, wird aber von seinem Schiri auf Abstoß überstimmt. Diese Entscheidung führt zu einem Tumult auf dem Spielfeld, bei dem erst der Linienrichter sein Amt niederlegt und anschließend nach und nach einzelne Spieler das Feld verlassen. Das Spiel wurde nicht mehr aufgenommen, wie es endete und welche Konsequenz die Spielszene hatte ist uns nicht bekannt geworden.
Als wir am letzen Tag in einer Backpacker Lodge in Windhoeck einchecken, stehen wir mit unserem gesamten Gepäck an der Bar, die gleichzeitig auch Rezeption ist. Nach dem wir alle Formalitäten erledigt haben, will uns die Chefin der Anlage unser Quartier zeigen und bittet uns mitzukommen. Mit 2 Taschen in den Händen drehe ich mich um und gehe direkt auf unsere Lodge zu. „Achtung, der Pool!“ stößt Wolfgang einen warnenden Ruf aus. Plötzlich sehe ich, dass ich mit meinem nächsten Schritt bereits mitten im Pool gelandet wäre. Mit einem Fuß auf dem Poolrand und dem anderen über dem Wasser jongliere ich mit meinen Taschen mein Gleichgewicht aus und schaffe es im letzten Augenblick doch noch auf dem Trockenem zu bleiben. Durchatmen – die Abkühlung hätte sicher nicht geschadet, aber für Gesprächsstoff habe ich auch mit diesem Auftritt gesorgt.
Mit diesen letzten Eindrücken verlassen wir Namibia am nächsten Tag und landen 10 Stunden später auf dem Flughafen in Düsseldorf. Wir haben das erleben dürfen, was unser Reiseführer „Iwanowski´s“ versprach: ein faszinierendes Land.